Fragen zum Thema
Familie - Ich und meine Familie

Ich verstehe deine Sorgen. Fürs Erste kann ich dir aber sagen, dass Eltern meistens viel weniger schlimm reagieren, als Jugendliche es befürchten. Natürlich machen sie keine Freudensprünge und sind zunächst mal überrascht oder auch geschockt, damit musst du rechnen. Aber sie erholen sich dann schon und man kann mit ihnen in der Regel vernünftig reden und auch planen. Als Erwachsene und gerade als Eltern haben sie schon viele schwierige Situationen in ihrem Leben gemeistert bzw. meistern müssen, du kannst ihnen da also schon auch einiges zutrauen.

Wenn du es ihnen sagst, dann ist besser, wenn du nicht lange „um den Brei herum“ redest, sondern es ihnen in einem geeigneten Moment kurz und klar sagst, am besten gemeinsam mit deinem Freund. Da du vor allem vor der Reaktion deines Vaters Angst hast, wäre eine Möglichkeit, es zuerst nur deiner Mutter zu sagen, und es dann gemeinsam mit ihr deinem Vater zu sagen.
Es ist vom Gesetz her tatsächlich so, dass Kinder, die noch bei ihren Eltern wohnen und ein Einkommen haben, zum Unterhalt der Familie beitragen müssen, auch wenn sie noch minderjährig sind. Wenn deine Eltern also 100 Euro von dir verlangen, dann dürfen sie das tun. Du hast aber das Recht, von deinen Eltern ernährt zu werden, eine ordentliche Erziehung und eine angemessene Ausbildung zu erhalten.
Zunächst eine allgemeine Information: Eltern sind verpflichtet, gut für ihre Kinder zu sorgen und sie können auch bestraft werden, wenn sie ihren Kindern Gewalt antun.

Wenn Eltern gewalttätig werden, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sie mit ihrer Rolle als Mutter oder als Vater überfordert sind und/oder größere Probleme haben. Es ist aber keine Entschuldigung dafür, dass dich deine Mutter so schlecht behandelt, es könnte nur eine Erklärung dafür sein. Nun geht es um die Frage, was passieren muss, damit deine Mutter ihr Verhalten ändert. Ich beschreibe dir mal einige Möglichkeiten für dich:

  • Dich schützen: versuche dich zu schützen, so gut du kannst. Du kannst z.B. von der Wohnung weg gehen, wenn du merkst, dass deine Mutter schlechte Laune hat.
  • Andere Menschen einbeziehen: Überlege, wer noch von der Situation weiß. Hast du Verwandte oder Bekannte, die dich unterstützen könnten bzw. mit deiner Mutter reden könnten.
  • Drohen: Sag deiner Mutter, dass du anderen Leuten oder auch der Polizei erzählen wirst, wie sie mit dir umgeht, wenn sie nicht damit aufhört.
  • Meldung: Du kannst dich beim Sozialdienst melden. Dort arbeiten Menschen, die viel mit schwierigen Familiensituationen zu tun haben. Sie sorgen dafür, dass Kinder/Jugendliche geschützt und angemessen behandelt werden. Falls du dich dort meldest, werden die Sozialassistent/innen dich zunächst genau über deine Situation zu Hause befragen. In einem zweiten Schritt werden sie den Kontakt zu deiner Mutter suchen und mit ihr reden, dann wahrscheinlich auch mit deinem Vater. Sie werden deiner Mutter bewusst machen, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung, ja sogar strafbar ist. Der Sozialdienst wird die Familie über einen längeren Zeitraum betreuen und Schritte setzen, damit die Situation sich bessert.
  • Hilfe für deine Mutter: deine Mutter kann sich an eine Beratungsstelle wenden, wo sie Hilfe für ihre Probleme bekommt.
Mit dieser Situation bist du nicht alleine. Es geht sehr vielen Jugendlichen ähnlich wie dir, viele fühlen sich ungerecht behandelt oder haben das Gefühl, die Geschwister werden bevorzugt. Mein Vorschlag wäre, dass du mal mit deinen Eltern in aller Ruhe über die Situation redest. Schildere ihnen deinen Eindruck, deine Gefühle, am besten ganz ruhig und nicht vorwurfsvoll. So wissen sie, wie es dir geht. Mache ihnen dann zum Beispiel den Vorschlag, einen genauen Haushaltsplan bzw. eine Aufgabenverteilung aufzustellen, am besten schriftlich. Dort wird festgehalten wer wofür zuständig ist und wann was gemacht werden muss. So bekommt ihr einen Überblick und vielleicht sehen deine Eltern dann auch, dass du eigentlich sehr viel machst.

Was deine Eltern deinem Bruder erlauben und was nicht, das ist eigentlich Sache deiner Eltern. Da sitzt du, wie man so sagt, am kürzeren Ast. Was du tun kannst, ist wie gesagt, ihnen deinen Eindruck und deine Gefühle, deine Verletzung zu schildern und ihnen deine Wünsche zu sagen, aber du kannst sie nicht zwingen, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten.

Was das Ausgehen betrifft, so bestimmen das deine Eltern. Das italienische Gesetz gibt keine Ausgehzeiten vor. Solange du minderjährig bist, musst du die Regelung, die deine Eltern treffen, einhalten. Versuche mit ihnen zu verhandeln, sodass ihr einen Kompromiss finden könnt, der für beide passt. Vielleicht könnt ihr auch hier eine fixe Regelung ausmachen, so erspart ihr euch jeden Tag oder jede Woche Diskussionen.
Auf diese Frage kann ich dir nur schwer mit einem eindeutigen Ja oder Nein antworten. Es sieht nämlich folgendermaßen aus:

Solange du minderjährig bist, können deine Eltern einen wesentlichen Einfluss auf deine Lebensweise und auch deine Freundschaften nehmen. Sie müssen ihre Entscheidung aber im Sinne einer guten Erziehung treffen. Wenn sie also den begründeten Eindruck haben, dass dir die Beziehung zu deinem Freund nicht gut tut, dann könnten sie dir den Umgang mit ihm sogar verbieten. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn er dich zum Konsum von Drogen verführt, dich von der Schule abhält oder dich sexuell zu etwas drängt.

Als Jugendliche hast du aber auch das Recht auf eine altersgemäße Entwicklung und dazu gehören auch Freundschaften und erste Liebesbeziehungen.

Für Eltern ist die Tatsache, dass ihre Kinder einen Freund oder eine Freundin haben, meist mit Unsicherheit verbunden. Sie haben oft Angst, dass ihnen ihre Kinder außer Kontrolle geraten und sie sich zu schnell anderen Menschen anvertrauen. Sie gewöhnen sich nur langsam an den Gedanken, dass die Kinder zu jungen Erwachsenen werden und eigene Wege gehen.

Du könntest versuchen, den Konflikt zu lösen, indem du deine Eltern überzeugst, dass dir die Beziehung zu deinem Freund nicht schadet. Versucht offen miteinander zu reden, sprecht über deine Wünsche aber auch über ihre Befürchtungen - das schafft Vertrauen. Dann können sie auch leichter anerkennen, dass du langsam zu einer jungen Frau wirst, die die Verantwortung für ihr Leben ganz gut in die Hand nehmen kann.
Das mit deiner Familie tut mir leid. Manchmal hat man es wirklich nicht leicht, vor allem wenn du dich unverstanden und nicht ernst genommen fühlst.

Wissen deine Eltern, wie es dir geht? Ich denke, dass es ganz wichtig wäre, dass du mit deinen Eltern darüber redest, weil sie manchmal auch Fehler machen, es aber nicht merken und wahrscheinlich auch nicht absichtlich tun. Dann sind sie froh, wenn die Kinder sie darauf aufmerksam machen.

Es ist nicht immer leicht, sich in der eigenen Familie durchzusetzen und zu behaupten. Viele Jugendliche in deinem Alter haben dasselbe Problem. Je älter Kinder werden, umso stärker versuchen sie sich von ihren Eltern abzulösen und eigene Wege zu gehen. Das ist auch gut so, denn nur dadurch werden sie langsam unabhängig und selbstständig.

Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen kannst du lernen, schön langsam Schritt für Schritt, auch deine Eltern werden sich langsam daran gewöhnen, dass du reifer und gewissen Dingen gegenüber kritischer wirst und vor allem, dass du eine eigene Meinung hast.

Wie du das lernen kannst, wirst du dich jetzt wahrscheinlich fragen? Stell dir vor, du kommst wieder in die Situation, dass niemand deine Meinung gelten lässt oder dass du mit anderen verglichen wirst. Überlege dir, wie du mal anders reagieren könntest als bisher oder was du ihnen sagen könntest. Denk darüber nach, wie die anderen merken würden, dass du selbstbewusster geworden bist. Ich bin sicher, dass dir eine Menge dazu einfällt! Probier verschiedene Dinge einfach aus, so kommst du drauf, was in deiner Familie am besten wirkt.
Wie es dir gelingen kann, deinen Eltern von deiner Homosexualität zu erzählen, ohne sie zu verletzen, zu enttäuschen, ... das ist für mich sehr schwer zu sagen. Ich denke, dass hier viele Faktoren zusammenspielen. Zum Beispiel spielt die grundsätzliche Beziehung zwischen dir und deinen Eltern eine Rolle oder die bisherige Art, wie in deiner Familie über Sexualität, sexuelle Identitä, sexuelle Orientierung, also auch über Homosexualität, geredet wurde oder wie das bisherige Klima bei der Bewältigung von persönlichen Konflikten allgemein war.

Allgemein ist es so, dass sich nur wenige Eltern Gedanken machen, wie es wäre, wenn ihr eigenes Kind eine homosexuelle Orientierung entwickelte, und daher werden die meisten von dieser Tatsache überrascht. Sie erleben die Offenbarung ganz unvorbereitet und müssen sich zunächst selbst mit der neuen Situation beschäftigen. Und hier handeln Eltern sehr unterschiedlich. Wenn sie bereits die eine oder andere persönliche Krise durchgestanden haben oder schon öfter enttäuschte Erwartungen gut bewältigt haben, dann können sie wahrscheinlich leichter mit der Nachricht umgehen. Auch denke ich, fällt es den Eltern vielleicht leichter, ihre Kinder zu akzeptieren wie sie sind, wenn sie nicht zu hohe Erwartungen an sie geknüpft haben.

Auf jeden Fall ist der Schritt nach außen ein sehr mutiger Schritt und auch wenn man es sich anders wünscht, so ist es nicht immer gleich ein entlastender und befreiender Schritt, sondern zunächst ein schmerzlicher, krisenhafter Prozess.
Eine Rolle spielt in dem Ganzen auch, inwieweit du selbst mit dir im Klaren bist, also ob du dich deiner Orientierung sicher fühlst und du dich stark genug fühlst, deine Familie damit zu konfrontieren.
Wenn man sich der eigenen Gefühle noch nicht sicher ist, kann es manchmal sein, dass die Reaktion der Eltern die gespürten Zweifel noch verstärken.

Um nicht ganz alleine mit den Reaktionen fertig werden zu müssen, bringen manche zum Gespräch mit den Eltern eine vertraute Person mit, die bereits eingeweiht ist. Oder sie bitten eine Person ihres Vertrauens, die auch von den Eltern geachtet wird, die Nachricht vom „Anderssein“ zu übermitteln.

Eine andere Möglichkeit wäre auch, den Eltern einen Brief zu schreiben, dadurch gibt man den Eltern und sich selbst Zeit, bevor eine persönliche Begegnung stattfindet.