Was ist sexuelle Gewalt?

Gewalt und im speziellen sexuelle Gewalt gelangt immer häufiger über die Medien ans Licht und rückt somit stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft. Doch wann spricht man von sexueller Gewalt?

Sexuelle Gewalt beginnt dort, wo Menschen gezwungen werden, sexuelle Handlungen gegen ihren Willen auszuüben. Aber auch verbale Angriffe oder Gesten sind Ausdruck von sexueller Gewalt. Sexuelle Gewalt beginnt dort, wo die eigene Schamgrenze verletzt wird. Wo genau diese Grenze ist, kann jedes Mädchen, jede Frau, jeder Junge und jeder Mann nur für sich selbst sagen.

Die Täter*innen

Sexuelle Gewalt passiert nicht zufällig. Jeder sexuelle Missbrauch ist von Erwachsenen überlegt und bewusst ausgeführt. Dahinter steckt meist der Wunsch, Macht auszuüben und durch die Tat ein Gefühl von Überlegenheit zu erleben.
Sexueller Missbrauch findet in ca. 80 bis 90 Prozent der Fälle durch Männer und männliche Jugendliche statt, zu ca. 10 bis 20 Prozent durch Frauen und weibliche Jugendliche.
Häufig kennen sich Täter*innen und Opfer, das heißt, die Täter*innen kommen aus dem innerfamiliären Kreis oder Bekanntenkreis.

Die Täter*innen stammen aus allen sozialen Schichten und Bildungsgraden, sie unterscheiden sich äußerlich nicht von nicht missbrauchenden Männern und Frauen.
Die Täter*innen sind zudem meist Wiederholungstäter*innen. Das heißt, sie begehen die gleiche Tat immer wieder. Entweder mit demselben Opfer oder mit anderen Opfern.
 

Die Strategien der Täter*innen

Opfer kann jede*r sein. Das Alter spielt keine Rolle, ebenso wenig das Aussehen. Die Täter*innen verwenden unterschiedliche Methoden, um das Opfer zum Schweigen zu bringen, zum Beispiel indem sie dem Opfer sagen „Das ist unser kleines Geheimnis“ oder ,,Du darfst nichts erzählen, sonst bringt sich deine Mama um“ oder „Du darfst nichts erzählen, sonst kommst du ins Heim“. Sie üben körperliche oder/und psychische Gewalt aus oder drohen sie an oder sie versuchen das Opfer durch Geschenke oder Geld zum Schweigen zu bringen.

Diese Einschüchterungen haben häufig zur Folge, dass sich die Mädchen und Buben schlecht fühlen und hin- und hergerissen sind zwischen dem Bedürfnis, das Geheimnis zu erzählen und dies nicht zu dürfen. Sie haben Angst davor, die Familie zu zerstören, nicht mehr geliebt zu werden, über Sexualität zu reden, dass die Drohungen in die Tat umgesetzt werden.

Wie findet der Missbrauch statt?

Sexuelle Übergriffe passieren meistens nicht auf einsamen Waldwegen oder unbeleuchteten Straßen. Wie gesagt, in den meisten Fällen kennen sich Täter*in und Opfer. Für das Opfer kommt der Angriff häufig unerwartet und findet in einem geschlossenen Raum statt. Täter*innen kennen die Gewohnheit des Opfers und führen eine Situation herbei, die für sie günstig ist.

Anders ist es im Internet. Dort nutzen die Täter*innen die Anonymität des Netzes, um sich Kindern und Jugendlichen zu nähern und eine Vertrautheit aufzubauen, die sie dann für ihre sexuellen Absichten nutzen.

Jeder sexuelle Übergriff ist eine tiefe körperliche und seelische Demütigung für das Opfer. Mit flirten, (ver)lieben oder sexueller Lust hat diese Ausdrucksform von Gewalt nichts zu tun. Opfer empfinden Gefühle wie Ekel und Scham, Wut, Verletzung und Hass, Misstrauen, Ohnmacht und Trauer. Das ist normal. Die meisten Opfer fühlen sich auch mitverantwortlich, weil sie meinen, eine Situation falsch eingeschätzt oder Vorsichtsmaßnahmen außer Acht gelassen zu haben.

Hilfe

Den Opfern soll an dieser Stelle Mut gemacht werden, sich an eine Vertrauensperson, z.B. die Mutter, eine Vertrauenslehrerin, eine Verwandte, oder an eine Anlaufstelle (wie z.B. Young+Direct) zu wenden und sich Hilfe zu holen.

Wenn du dich nicht verstanden fühlst oder du mit verständnislosen Reaktionen konfrontiert wirst, dann bleib mutig und wende dich an jemand anderen. Denn eines steht fest: Nicht du hast jemanden verletzt, sondern der Täter oder die Täterin haben dir Gewalt angetan!