Sexy, sexier, Sexting

Vor 20, 25 Jahren waren die Quellen, in denen Jugendliche sich über Sexualität informieren konnten, spärlich gesät. Es gab die wenigen Aufklärungsseiten im Biologiebuch, die Pornoheftchen oder die älteren Jugendlichen, die schon „Bescheid“ wussten.

Heute ist das anders, heute erfährt man alles im Internet. Wenn Jugendliche etwas über Sex lesen, sehen oder hören wollen oder wenn sie einen festen Freund oder eine feste Freundin finden wollen, dann greift der Großteil von ihnen auf Social Media bzw. das Internet zurück - Buben öfter als Mädchen. Das Internet lässt viele Wege zu, um die ganz persönlichen sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Ein Weg ist das sogenannte Sexting. Der Begriff ist eine Kombination des englischen „sex“ und „texting“ (Kurzmitteilung veschicken) und meint das Versenden von Bildern oder Texten mit eindeutig sexuellen Inhalten via Smartphone und anderen elektronischen Medien.

Unerwünschte Folgen

Sexting läuft nach ganz bestimmten Kriterien ab: man fotografiert sich selbst mit dem Handy, entweder nackt oder in provokanten Posen, meistens im Bad, vor dem Spiegel, ganz im
Geheimen, und dann verschickt man die Bilder. Viele Jugendliche haben bereits solche Fotos verschickt und viele haben welche zugeschickt bekommen, was bedeutet, dass es nicht nur das aktive Sexting gibt, sondern auch das passive, also unerwünschte. Außerdem schicken manche Jugendliche, die Sexting praktizieren, die eigenen Fotos nicht nur an den Partner, die Partnerin oder an eine Person, der sie absolut vertrauen, sondern an mehrere Personen. Warum tun sie das? Aus Jux? Zur Provokation? Um bewundert zu werden? …

Zwischen Fiktion und Realität

Was auch immer dahinter steht, fest steht, dass Sexting unerwünschte und unangenehme Konsequenzen haben kann, weil, ja, weil das, was einmal im Netz ist, nicht mehr gelöscht werden kann.

Wenn es um Sex geht, so ist das Internet eine unendliche Quelle. Woran kaum jemand denkt: das, was man virtuell im Internet macht, hat einen Einfluss auf das reale Leben. Vor allem junge Menschen schaffen es oft nicht, die Fiktion von der Realität zu unterscheiden. Ein Beispiel: wenn es jemandem nicht gelingt, dem virtuellen Partner oder der virtuellen Partnerin im Internet treu zu sein, dann besteht das Risiko, dass es auch beim realen Partner oder der realen Partnerin schwer fällt. Beim kleinsten Problem tendiert man dazu, eine Beziehung – so wie im Internet – einfach fallen zu lassen, anstatt sich anzustrengen und zu versuchen, die Beziehung wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Kritische Fragen

Doch es wäre falsch, das Web zu verteufeln und alles, was übers Smartphone und Internet passiert, von vorne herein zu verurteilen. Es gibt auch viele Liebesbeziehungen, die über die virtuellen Wege entstanden sind. Alles in einen Topf zu werfen, wäre falsch. Und doch ist es legitim und ratsam, sich einige kritische Fragen zu stellen, zum Beispiel: Wenn ich von mir selbst Fotos verschicke oder wenn ich erotische oder pornografische Fotos von anderen Personen verschicke, welche Botschaft vermittle ich da über mich selbst? Dass ich eine romantische Person bin, eine intelligente, eine banale, …?

In einer Welt, in der jede*r uneingeschränkten Zugang zu Bildern und Informationen aller Art hat, erscheint es wichtiger denn je, über Sexualität zu reden. Das Team von Young+Direct hat das immer schon getan, in den Workshops an Schulen, in den Broschüren Infoboys und Infogirls und nicht zuletzt in der Beratungstätigkeit über WhatsApp, Telefon, E-Mail oder in den persönlichen Gesprächen.