Die Angst vor dem Black-out

Unter Prüfungsangst zu leiden, ist keine angenehme Sache. Die hohe Anspannung führt neben körperlichen Symptomen auch dazu, dass wir das Gelernte nicht mehr optimal abrufen können. Der Prüfungsangst lässt sich aber entgegenwirken.

Vielleicht kennst du die Anzeichen von Prüfungsangst selbst recht gut: schon mehrere Tage vor der Prüfung bist du nervös, hast ein flaues Gefühl im Magen, kannst kaum etwas essen und du stellst dir ständig vor, wie die Prüfung schief geht. In der Prüfungssituation selbst zitterst du, deine Hände sind feucht, dein Herz rast, der Atem geht schnell, und vielleicht tritt das schon lange befürchtete Black-out ein.

Prüfungsangst zu haben, bedeutet nicht, generell ein ängstlicher Mensch zu sein. Prüfungsangst hat auch nichts mit der Begabung eines Menschen zu tun – auch hochbegabte und intelligente Schüler*innen können darunter leiden. Sie hat nicht einmal mit der Situation Prüfung an sich zu tun. Prüfungsangst entsteht vielmehr durch deine innere Einstellung und gedankliche Beurteilung der Situation. Je nachdem wie bedeutend du die Prüfung für deine Lebenssituation bewertest, je nachdem wie bedrohlich du sie für dein Selbstwertgefühl ansiehst und je nachdem wie groß du deine Fähigkeiten einschätzt, dieser „Gefahr“ begegnen zu können, wird dein Körper reagieren und werden bestimmte Gefühle auftauchen.

Positive oder negative Bewertung

Bewertest du die Prüfungssituation positiv, indem du dir beispielsweise sagst: „Ich habe mich gut vorbereitet, diese Prüfung werde ich schaffen“, dann bleibst du ruhig. Bewertest du sie neutral, indem du dir sagst: „Ich habe mich vorbereitet und lass es nun auf mich zukommen“, dann bleibst du ebenfalls ruhig und bist nur leicht angespannt.
Beurteilst du die Situation hingegen negativ, dann löst das Angst und Anspannung aus. Wenn du dir vor der Prüfung ausmalst, wie du zitternd vor der Lehrperson stehst und dir nichts einfällt, wenn du dir einredest, dass du unbedingt gut sein musst und keine Fehler machen darfst oder die Prüfung auf jeden Fall bestehen musst, wenn du dir vorstellst, dass alle Freunde und Freundinnen dich als Versager*in bezeichnen werden, falls du die Prüfung nicht bestehst, dann gibst du dir gedanklich genug Gründe, dich in Angst oder gar Panik zu versetzen. Auch wenn dein innerer „Katastrophenfilm“ nicht den Tatsachen entspricht, sondern übertrieben und verzerrt ist und auf Vermutungen baut, ändert das nichts an der Angst. Das Gehirn kann nämlich nicht unterscheiden, ob deine Gedanken eine Situation angemessen oder unangemessen beschreiben.

Um der Prüfungsangst den Boden zu entziehen, kann ein erster Schritt sein, dass du deine Gedanken bewusst wahrnimmst und dich immer wieder fragst, inwieweit sie der Realität entsprechen. Wann immer du dich bei negativen angstauslösenden Einstellungen ertappst, solltest du sie mit positiven und der Realität entsprechenden Gedanken ersetzen.

Mach dir bewusst:

Angstauslösend ist: „Ich muss die Prüfung unbedingt bestehen, schaffe ich es nicht, dann ist alles aus.“ Ein hilfreicher und der Realität entsprechender Gedanke ist: „Ich habe mich auf die Prüfung vorbereitet. Es wäre schade, wenn es nicht klappen würde, aber in dem Fall habe ich mindestens noch eine zweite Möglichkeit. Sollte ich die Prüfung auch dann nicht bestehen, geht mein Leben trotzdem weiter.“

Angstauslösend ist: „Ich darf keinen Fehler machen.“ Ein der Realität entsprechender Gedanke ist: „Wenn ich keinen Fehler machen will, dann verlange ich etwas Übermenschliches von mir. Jeder Mensch macht Fehler. Fehler sind kein Beinbruch. Deshalb falle ich nicht gleich durch eine Prüfung.“

Angstauslösend ist: „Wenn ich durchfalle, habe ich total versagt.“ Hilfreich ist der Gedanke: „Das ist maßlos übertrieben. Ich weiß, dass eine nicht bestandene Prüfung aus niemandem einen vollkommenen Versager oder eine vollkommene Versagerin macht. Es zeigt nur, dass ich beim Lernen noch etwas verbessern muss. Ich bin deswegen trotzdem wertvoll.“

Angstauslösend ist: „Mir fällt bei der Prüfung garantiert nichts ein, ich bekomme in der Prüfung bestimmt kein Wort heraus.“ Ein hilfreicher und der Realität entsprechender Gedanke ist: „Ich weiß nicht, ob ich in der Prüfung kein Wort herausbringe. Wenn ich mich vorbereite, ist es unwahrscheinlich, dass mir gar nichts einfällt. Und selbst wenn ich einen Black-out haben sollte, wäre das kein Grund zur Panik, ich bin dann nicht in Lebensgefahr. Ich werde die Lehrperson darüber informieren, durchatmen und mich beruhigen, dann kann ich mein Wissen wieder abrufen.“

Diese Strategie ist eine von mehreren Möglichkeiten, damit du gelassener in eine Prüfung gehen kannst. Damit sie funktioniert, musst du sie aber trainieren. Denn Gewohnheiten und eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster lassen sich nur durch Training verändern.