Prüfungsangst (1) – Woher kommt die eigentlich?

Vermutlich kennst du die Symptome von Prüfungsangst selbst recht gut: du bist nervös, deine Hände sind feucht, dein Herz rast und du kriegst keinen Ton raus. Angst vor Prüfungen ist normal. Zu viel davon wird allerdings zum Problem.

Angst entsteht, wenn du dich bedroht fühlst. Du befürchtest, dass unangenehme Dinge passieren und du nichts dagegen tun kannst. Zum Beispiel auch bei einer Prüfung: "Was ist, wenn ich die Fragen nicht beantworten kann oder mir absolut nichts mehr einfällt? Was ist, wenn ich durchfalle? Dann gibt’s endlosen Stress mit meinen Eltern. Und peinlich ist mir das auch noch. Die anderen lachen über mich und . . . und . . . und . . .!"

Solche und ähnliche Gedanken schwirren dir im Kopf herum und hindern dich daran, das, was du gelernt hast, abzurufen.
Menschen, die an Prüfungsangst leiden, lenken ihre Aufmerksamkeit weniger auf die Lernaufgaben, die sie lösen müssen, sondern viel mehr auf ihre Aufgeregtheit und ihre Angstgefühle - und genau das ist es, was die Leistungseinbußen bewirkt.

Auch intelligente Schüler*innen leiden unter Prüfungsangst

Menschen, die an Prüfungsangst leiden, konzentrieren sich auf die Angst, weil sie eine Prüfung nicht als eine begrenzte Situation erleben, in der der aktuelle Lern- bzw. Wissensstand geprüft wird, sondern als einen Moment, in dem sie als ganze Person beurteilt werden. Eine negative Prüfung erleben sie also als eine negative Bewertung ihrer gesamten Person und als komplettes Versagen. Und das zehrt am eigenen Selbstwertgefühl.

Mit der Begabung eines Menschen hat Prüfungsangst überhaupt nichts zu tun. Hochbegabte und intelligente Schüler*innen leiden genauso darunter wie schwächere Schüler*innen. Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass etwa jeder 6. Schüler und jede 4. Schülerin von Prüfungsangst betroffen sind.

Wer neigt nun besonders zu Prüfungsangst?

Es gibt bestimmte Eigenschaften bei Menschen, die zu erhöhter Prüfungsangst führen können. Zum Beispiel, die starke Tendenz zu negativer Selbstkritik oder die Neigung zu sehr hohen Leistungsansprüchen oder die Tendenz, sich von der Furcht vor Misserfolg leiten zu lassen und nicht von der Hoffnung auf Erfolg.

Solche Eigenschaften sind bei einem Menschen meist sehr gefestigt, trotzdem lässt es sich lernen, Einfluss darauf zu nehmen (siehe Artikel 2).

Trotz allem: Angst hat auch ihre gute Seite. Ist sie nicht zu massiv, kann sie sich durchaus positiv auf die Motivation und die Leistung auswirken. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf mögliche Gefahren, lässt den Körper zur Hochform auflaufen und mobilisiert Kopf- und Körperenergien.

Hier geht's zum zweiten Teil des Artikels.