Sich selbst verletzen

Es gibt Jugendliche, die sich selbst Verletzungen zufügen. Sie ritzen sich die Haut, verbrennen sich mit Zigaretten, reißen sich die Haare aus. Sie versuchen damit seelische Verletzungen zu lindern. Doch jede Verwundung ist zugleich ein Schrei um Hilfe.

Beim Selbstverletzenden Verhalten (kurz: SVV) fügt sich eine Person selbst Verletzungen zu. Verletzungsmethoden können sein: sich verbrennen, sich selbst schlagen, sich die Haare ausreißen, sich Schnittwunden zufügen. Meistens geschieht die Verletzung absichtlich, aber nicht unbedingt bewusst. Die sich selbst verletzende Person befindet sich in einem tranceähnlichen Zustand und spürt den Drang bzw. Zwang, sich eine Verletzung zuzufügen.
Für viele Menschen ist das Selbstverletzende Verhalten nur schwer oder gar nicht verständlich. Warum sollte sich jemand so etwas antun? Für das Selbstverletzende Verhalten gibt es immer mehrere Gründe, meist stecken Depressionen, Erfahrungen von sexueller Gewalt, schwere Zurückweisungen oder andere seelische Nöte dahinter.

Zwischen Erleichterung und Schuldgefühlen

Betroffene erklären, dass sie sich selbst verletzen,
  • um Spannungen abzubauen, die sich durch negative oder erdrückende Situationen aufgebaut haben,
  • um Kontrolle über den eigenen Körper zu spüren,
  • um seelische Schmerzen in körperliche Schmerzen umzuwandeln, weil sie dann greifbarer erscheinen,
  • um jene Wut auszuleben, die sie nicht nach außen, sondern nur gegen sich selbst richten können,
  • um emotionale Sorgen und Probleme auszudrücken und mitzuteilen.

Menschen, die sich selbst verletzen, sehen in diesen Momenten für sich keinen anderen Weg, mit ihren seelischen Verletzungen umzugehen. Sie verspüren einen starken Druck, sich selbst zu verletzen, und kämpfen oft lange dagegen an. Wenn sie es nicht schaffen, dem Druck standzuhalten und sich verletzen, dann fühlen sie zunächst eine große Erleichterung. Dieses Gefühl hält aber nur für kurze Zeit an und es entstehen Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, weil man „Es“ schon wieder getan hat. Diese Schuldgefühle führen dann oft dazu, sich neue Wunden zuzufügen. Selbstverletzende Personen befinden sich damit in einem Teufelskreis.

Ausbruch aus dem Teufelskreis

Um aus diesem Teufelskreis ausbrechen zu können und um andere Wege zu finden, mit den seelischen Verletzungen umzugehen, bedarf es meist professioneller Unterstützung. Ein erster Schritt in Richtung Hilfe kann der Kontakt zu einer Beratungsstelle sein.