Glücksspiel: von der Passion zur Abhängigkeit

Wenn der Millionen-Jackpot beim Lotto länger nicht geknackt wird, greift das Spielfieber um sich. Jeder tippt und hofft auf den großen Gewinn. Für die meisten ist das Spiel vorbei, nachdem der Jackpot geknackt ist – und sie nicht gewonnen haben.

Viele aber spielen weiter, und das nicht, weil ein neuer Jackpot zu knacken ist, sondern weil sie spielsüchtig sind oder auf dem besten Weg, es zu werden. Nicht nur „Superenalotto“ oder „Win for life“, auch Video-Poker und Rubbellose (gratta e vinci) locken bei niedrigem Einsatz bereits mit hunderttausenden oder gar Millionen von Euro und können letztendlich zur Spielsucht führen. Es ist eine Sucht, die ruinöse Folgen haben kann und von der nicht nur immer mehr Erwachsene, sondern zunehmend junge Menschen bzw. Jugendliche betroffen sind.

Spiel als Teil des Menschen

Das Spiel hat es in der Geschichte der Menschen immer schon gegeben. Es ist etwas Lebhaftes
und Positives, das Teil der menschlichen Natur ist. Spielen dient der Entwicklung der Vorstellungskraft und Phantasie, man lernt den Umgang mit anderen Menschen, man lernt schwierige Situationen zu meistern und nicht zuletzt kann es manchmal über traurige Momente hinweghelfen.

Für immer mehr Menschen wird das Spielen aber zu einem Problem. Der Zugang zu erlaubten Formen des Spielens wird zunehmend leichter, die Medien kurbeln das Glücksspiel an, die Glücksspielgesellschaften entwickeln ständig neue, noch verlockendere Spielformen und im Internet werden immer wieder neue Möglichkeiten des Spielens geboten. Umstände, die dazu beitragen, dass gefährdete Menschen zu krankhaften Spielern und Spielerinnen werden können.

Das krankhafte Spielen, das sogenannte Gambling hat nichts Phantasievolles oder Konstruktives mehr, vielmehr weist es alle Merkmale einer Sucht auf und ist vergleichbar mit einer Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Auch Spielsüchtige konsumieren ihr Suchtmittel kaum mehr mit Genuss, sondern zwanghaft. Sie können den Konsum ihres Suchtmittels kaum mehr frei steuern und kontrollieren, sie konsumieren ihr Suchtmittel als Flucht-Mittel bzw. Betäubungsmittel, sie konsumieren das Suchtmittel trotz aller schon erlittenen und den eindeutig noch bevorstehenden negativen Konsequenzen weiter.

Spiel, Spielen, verlieren

Spielsüchtige sind zudem an zwei Dingen erkennbar: zum einen spielen sie um viel mehr Geld als sie eigentlich besitzen, zum anderen kreisen ihre Gedanken ununterbrochen um eine Sache: das Spiel und darum, wie sich das Leben verändern würde, wenn sie gewinnen würden. Die Spielsucht wirkt sich sehr einschränkend auf die Lebensqualität der Betroffenen aus, die sozialen Kontakte verschlechtern sich zusehends und Ausbildung und Arbeit gestalten sich immer schwieriger.

So wie alle Formen der Sucht, kann auch die Spielsucht geheilt werden. In spezialisierten Zentren, durch Psychotherapie, medikamentöse Behandlung und Selbsthilfegruppen können Betroffene einen Weg aus ihrer Sucht finden.

Natürlich bekommt man durch die Therapie sein verspieltes Geld nicht wieder zurück, auch die angehäuften Schulden werden dadurch nicht gelöscht. Was aber mit Sicherheit wieder zurückgewonnen wird, ist die Fähigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und ein Leben zu leben, in dem sich nicht alles ums Spielen dreht.