Mein Zimmer gehört mir! Wirklich?

Wenn Saras Mutter das Zimmer ihrer Tochter betritt, dann bekommt sie regelmäßig einen Wutanfall: „Hier schaut' s ja immer noch aus wie auf einer Müllhalde! Das geht so nicht! Räum endlich dein Zimmer auf, sonst … !“

Diese Szenen nerven Sara ungemein, aber sie denkt nicht daran, Ordnung zu machen, sie findet, über ihr Zimmer darf nur sie bestimmen.

Das Thema Zimmer aufräumen ist ein Dauerthema zwischen Eltern und ihren heranwachsenden Kindern. Während die Jugendlichen sich überhaupt nichts aus dem Chaos machen, das in ihrem Zimmer herrscht, wünschen sich die Eltern eine gewisse Ordnung und Sauberkeit. Diese unterschiedlichen Vorstellungen zusammen zu bringen, das ist alles andere als einfach. Vor allem, wenn beide Seiten auf stur schalten, dann kann das die Stimmung daheim ziemlich trüben.

Klar ist Saras Zimmer ihr Zimmer. Es ist ihr Rückzugsraum, den sie selbst nach ihren Ideen und
Vorstellungen gestalten kann. Gleichzeitig ist ihr Zimmer aber Teil der elterlichen Wohnung, in der eben auch noch andere Menschen leben.

Kompromisse sind notwendig

Wenn sich im Zimmer schmutziges Geschirr, schimmlige Essensreste, dreckige Wäsche und sonstiger Unrat stapeln, dann ist beispielsweise ein unangenehmer Geruch kaum zu vermeiden. Der macht an der Tür nicht Halt und durchströmt die gesamte Wohnung. Alle müssen so an Saras Chaos teilhaben.
Außerdem entstehen durch eine solche Ansammlung von Müll Schäden an der Einrichtung, die sich nicht mehr so leicht beseitigen lassen. Wenn dann ein neuer Teppich her muss, tja, dann ist die Frage, wer dafür aufkommt. Sara wird es vermutlich nicht sein. Und dass die Eltern hier keine Freudensprünge machen, das ist verständlich, oder?

Es gibt (klarerweise) keine Gesetze, die das Problem Zimmer aufräumen regeln. So ist es notwendig, dass Eltern und Kinder einen Weg finden, der für beide akzeptabel ist. Eltern greifen in ihrer Hilflosigkeit manchmal zu drastischen Strafen. Die bringen aber nur noch mehr Stress und verschlechtern das Familienklima zusätzlich. Was also gefragt ist, sind Kompromiss- und Gesprächsbereitschaft, und zwar von beiden Seiten. Eltern und Kinder sollten über die Situation und die unterschiedlichen Bedürfnisse sprechen - und dann verhandeln. Beide Seiten werden dabei Zugeständnisse machen müssen.

Unabhängig sein

Sara könnte ihrer Mutter zum Beispiel versprechen, dass sie Geschirr und Essensreste jeden zweiten Tag wegräumt und die schmutzige Wäsche gleich im Wäschekorb landet. Ihre Mutter hingegen könnte akzeptieren, dass Bücher und Zeitschriften und so manche Kleidungsstücke auf dem Boden liegen.

Solange Sara daheim wohnt, kann sie also nicht alles machen, was sie will, ihr Zimmer ist nicht ganz ihr Zimmer. Aber die Zeit, in der sie selbständig und unabhängig sein kann, wird kommen. Bis dahin liegt es auch an ihr, wie angenehm es sich daheim leben lässt.